Klare Gliederung und fortschrittliche Struktur – Darum ist Dänemarks Gesundheitskonzept unter den Top 3

Der zweite Tag in Dänemark hatte für die Mitglieder des Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages wieder viele interessante Besichtigungen auf der Tagesordnung stehen.  

Mit einem Besuch beim zweitgrößten Krankenhaus des Landes, das „Rigshospitalet“ startete der heutige Tag. Es verfügt über sechs Behandlungs- und zwei interdisziplinären Zentren und erfüllt nationale und regionale Funktionen in allen medizinischen Fachgebieten außer Dermatologie, Arbeitsmedizin und Kinderpsychiatrie. Die acht Bereiche werden finanziell und administrativ unabhängig voneinander geführt.

Im Bereich der Pflege ist eine einheitliche und gut organisierte Struktur erkennbar. Die Ausbildung im Pflegebereich ist kostenlos und wird mit einem Bachelor-Abschluss beendet. Nicht verwunderlich ist demnach, dass es mehr Bewerber als Ausbildungsstellen gibt. Nach der Grundausbildung kann eine Weiterbildung zum Beispiel zur Gemeindeschwester erfolgen. Diese Berufsfelder versorgen die ambulanten Patienten in den einzelnen Krankenhäusern der Kommunen, so zum Beispiel nach Krankenhausentlassungen, zur Rehabilitation oder auch regelmäßige Infusions- und Arzneimitteltherapie. Eine Pflegekraft verdient im Durchschnitt ca. 2.900,00 EUR Brutto bei 37 Stunden maximaler Wochenarbeitszeit und 5 Wochen Urlaub. Das Renteneintrittsalter liegt bei 65, bei bestehender Krankheit auch eher. Aufgrund dieser positiven Faktoren gepaart mit einem besserem Arbeitklima und Anerkennung im Pflegeberuf pendel viele deutsche Fachkräfte zum Arbeiten nach Dänemark.

Im Rigshospitalet gibt es eine ganz besondere Behandlungsweise bzw. ein patientenorientiertes Konzept für Intensivbehandlungen von Leukämiepatienten in ihrem häuslichen Umwelt und ohne Beisein von Fachpersonal, die sogenannte „Chemotherapie at home“. Eine digitale Pumpe übernimmt die Behandlung viermal täglich. Alle zwei bis drei Tage kommt der Patient ins Krankenhaus zum Gespräch mit einem Arzt oder einer Krankenschwester und erhält einen neuen Vorrat an Zytostatika. Dadurch wird zum einen die Anzahl der Tage, an denen die Patienten stationär untergebracht sind, von 30 auf 10 reduziert, zum anderen können die Patienten mehr Zeit mit Freunden und Familie im vertrauten häuslichen Umfeld verbringen. Die medizinischen Behandlungskosten werden gesenkt, während die Behandlungsqualität durch ein viel besseres Wohlbefinden und Selbstvertrauen der Patienten steigt. Im Vergleich zu stationären Fällen kommt es außerdem zu einer geringeren Belastung des Immunsystems, da sich in der häuslichen Umgebung größtenteils die „eigenen“ Keime befinden, weniger Infekte sind die Folge. Für den Notfall steht 24 Stunden am Tag eine Hotline sowie heimatnahe ausgebildete Pfleger zur Verfügung. Die Kosten werden komplett durch das Krankenhaus getragen. Das System „Chemotherapie at home“ kommt bei den betroffenen Patienten sehr gut an, etwa 92 % sprechen sich für dieses Modell aus. Bei den anderen 8% ist eine häusliche Therapie aus medizinischen Gründen leider nicht möglich.

Nach den sehr interessanten und informativen Gesprächen im „Rigshospitalet“ erfolgte der Besuch des Gesundheitszentrums in Nørrebro, in welchem Allgemeinmediziner/innen mit Pflegekräften, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, Hebammen und anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten. Die Bürgermeisterin für Gesundheit und Pflege, Frau Sisse Marie Welling, erläuterte den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses, dass die Gesundheitszentren in Dänemark für Vorbeugung und Rehabilitierung zuständig. Frei nach dem Motto „Enjoy life, Copenhagens“ soll damit die Lebensqualität gesteigert werden und die Aussicht auf ein langes und gesundes Leben unter Nutzung der Präventionsmöglichkeiten gegeben werden. Die Zentren bieten z.B. Unterstützung für Patienten mit chronischen Krankheiten und helfen Personen, die das Rauchen aufgeben möchten oder die an Alkoholsucht leiden. Gesundheitszentren gibt es in allen Kommunen des Landes, diese sind häufig in ehemaligen Krankenhäusern untergebracht.

Zu guter Letzt erfolgte noch ein Besuch bei Healthcare DENMARK. Dänemark ist ein absoluter Vorreiter im internationalen Gesundheitswesen und wird dabei durch Healthcare DENMARK unterstützt. Es hat ein nationales und politisches Mandat, die Exzellenz des dänischen Gesundheitswesens zu repräsentieren. Unterstützt wird diese Initiative durch das dänische Gesundheitsministerium, das Außenministerium Dänemarks, das Ministerium für Wirtschaft und Wachstum, die dänischen Regionen, die Region Süddänemark, der Verband der dänischen Industrie, der Verband der dänischen Unternehmer, Falck, KMD, Systematic, OpenTeleHealth, das Copenhagen Healthtech Cluster, Public Intelligence und Vendlet. Ihre Majestät, Kronprinzessin Mary von Dänemark, ist Schirmherrin von Healthcare DENMARK.

 

Perspektivisch wird Dänemark in den nächsten zehn Jahren mehr als 5 Milliarden Euro in 16 neue Krankenhausprojekte investieren. Zum einen verspricht man sich eine höhere Qualität des gesamten dänischen Gesundheitswesens und zum anderen soll somit die Gewährleistung der landesweiten Bereitstellung von modernen Gesundheitsleistungen gegeben werden. Ziel ist die Schaffung von flexiblen Kapazitäten, angepasst auf die zukünftigen Behandlungs- und Pflegebedürfnisse. Ca. 20 % der Kosten werden in die Beschaffung, Entwicklung und Umsetzung neuer Ausrüstungen und Technologien investiert. Die Modernisierung des dänischen Krankenhaussystems führt zu einer landesweiten Verbreitung des neuesten Wissensstands, neuer Technologien und bewährter Praktiken. Die fortschreitende Digitalisierung werden Ressourcen für die Behandlung und Pflege freigesetzt und zugleich die Arbeitsschutzbedingungen für das Personal verbessert.

Das dänische Gesundheitskonzept kommt durch seine klar gegliederte und fortschrittliche Struktur auf Platz drei im EU-Vergleich und das zu Recht!

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