Es sind Lungenfachärzte, Wissenschaftler und Professoren, die in einer kritischen Überprüfung die Gefahr von Feinstaub und Stickoxiden bezweifeln und eine neue Überprüfung der Grenzwerte fordern.
Die Äußerungen mancher Politiker zu den jetzt veröffentlichen Ergebnissen ist eine Diskreditierung für die Mediziner unseres Landes. Der Grünen-Politiker Dieter Janecek twitterte: „Um das mal klar zu sagen: Was Union und FDP zusammen mit ein paar verirrten Lungenärzten da in Sachen #Umwelthilfe #Feinstaub #Stickoxide aufführen, hat Reichsbürger-Niveau. Eine Schande für die deutsche Politik ist das.[1]“ Auch Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte, kritisierte: „Der Aufruf der Lungenfachärzte zur Relativierung NOX Werte ist nicht akzeptabel“, und weiter „Was will man erreichen? Dass NOX und Feinstaub Gefäße, ungeborene Kinder und Gehirne alter Menschen beschädigen ist komplett unstrittig bei internationalen Wissenschaftlern.[2]“. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bezeichnete die Stellungnahme als „Ablenkungsmanöver“[3].

Die Ärztegruppe von klinischen Forschern, Wissenschaftlern und Lungenärzten wird angeführt von Professor Dr. med. Dieter Köhler, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.
Die Atemwegs- und Lungenheilkunde (Pneumologie) ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Vorbeugung, Erkennung und fachärztlichen Behandlung von Krankheiten der Lunge, der Bronchien, des Mediastinums (Mittelfell), der Pleura (Rippen- und Lungenfell) sowie der Beatmungsmedizin (DGP) befasst. Professor Dr. med. Dieter Köhler, hat die Methodik der Untersuchung zu Auswirkungen von Stickoxiden und Feinstaub grundlegend kritisiert.
In Anbetracht der Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und einer aktuellen Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes lässt sich feststellen, dass sich die Zahl der Todesfälle bei Stickstoffverbindungen auf 6.000 bis 13.000 und bei Feinstaub auf 60.000 bis 80.000 Sterbefälle jährlich beläuft. An durch Zigarettenkonsum bedingten Lungenkrebs und COPD sind es ungefähr die gleiche Menge Todesfälle. „Lungenärzte sehen in ihren Praxen und Kliniken diese Todesfälle an COPD und Lungenkrebs täglich; jedoch Tote durch Feinstaub und NOx, auch bei sorgfältiger Anamnese, nie. Bei der hohen Mortalität müsste das Phänomen zumindest als assoziativer Faktor bei den Lungenerkrankungen irgendwo auffallen.[4]“, heißt es in der Stellungnahme der Wissenschaftler. Die Feinstaubwerte beim Genuss einer Zigarette liegen bei 100 bis 500 g/m³. Zum Vergleich: in der EU gilt für Stickstoffdioxid (NO2) ein Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter[5].

Prof. Dr. med. Dieter Köhler stellte in seiner Stellungnahme zur Gesundheitsgefährdung für Feinstaub und NOX im Januar 2019 dar, dass den Grenzwerten für inhalative Schadstoffe die wissenschaftliche Basis fehle und dass „die wissenschaftlichen Methoden, insbesondere bei der Bewertung der Größenordnungen, verlassen und durch Ideologien ersetzt[6]“ werden. Die Diskussion über die Gesundheitsgefährdung müsse wieder auf eine „wissenschaftsmethodologisch rationale Grundlage“ geführt werden.
Die über 100 unterzeichnetes Wissenschaftler dieser kritischen Stellungnahme verfolgen ebenso das Ziel, die Maßnahmen zur Schadstoffvermeidung weiter zu unterstützen, allerdings muss eine Neubewertung der bisherigen wissenschaftlichen Studien durch unabhängige Forscher erfolgen, um eine sachliche Diskussion zum Thema fortzuführen.
Die Fraktion der Alternative für Deutschland hatte bereits im Frühjahr 2018 eine Überprüfung der Grenzwerte für Emissionen von Stickstoffdioxid (NO2) gefordert, welcher dann im Oktober durch den Bundestag mit 456 zu 72 Stimmen eindeutig abgelehnt wurde. Dabei haben wir doch alle das gleiche Ziel: Reduzierung der Feinstaub- und Stickoxidbelastung unter sachlicher und kritischer Betrachtung aller Gefahren und Verbesserungsmöglichkeiten.