Der dritte Tag meines offiziellen Arbeitsbesuches in Neu Dehli führte mich zu einem Termin in die deutsch-indische Handelskammer. Hier empfing mich die Leiterin der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft, Dr. Renate Schimkoreit und Büroleiterin Sonia Prashar zu einem Gespräch. Mit rund 6.500 Mitgliedern und Hauptsitz in Mumbai, ist sie die größte der deutschen Auslandshandelskammern und zeichnet sich durch erstklassige Betreuung von deutschen und indischen Delegationen sowie vorbildlicher Netzwerkverbindungen, sowohl auf politischer, als auch auf wirtschaftlicher Ebene, aus. Durch hervorragende indische Marketing-Strategien hat sich die wirtschaftliche Beziehung zu Deutschland mehr als verbessert, sodass deutsche Firmen den Mut hatten und haben, in die indische Wirtschaft einzusteigen. Indien selber, möchte mit guter Schulbildung sowie zahlreichen Weiterbildungen und nebenberuflichen Fortbildungen, die Bildungsmisere, insbesondere der armen Schichten, wesentlich verbessern. Einer Zusammenarbeit mit Deutschland steht Indien sehr offen und zuversichtlich gegenüber, vor allem unsere Thüringer Region ist sehr gefragt.
Am Mittag empfing mich Rajesch Kotecha, Staatssekretär für Ayurveda- und Naturheilkundemedizin vom AYUSH-Ministerium. Das AYUSH-Ministerium wurde am 9. November 2014 gegründet, um die optimale Entwicklung und Verbreitung der AYUSH-Systeme für die Gesundheitsfürsorge sicherzustellen. Früher war es als Abteilung für indisches System für Medizin und Homöopathie (ISM & H) bekannt, die im März 1995 gegründet wurde und im November 2003 in Ayurveda, Yoga und Naturheilkunde, Unani, Siddha und Homöopathie (AYUSH) umbenannt wurde.

Die Ziele von AYUSH sind die Verbesserung der Bildungsstandards der indischen Systeme für Arzneimittel und Homöopathie im Land, die Stärkung bestehender Forschungseinrichtungen und die Sicherstellung eines zeitgebundenen Forschungsprogramms zu ermittelten Krankheiten, bei denen diese Systeme zur wirksamen Behandlung beitragen.
Darüber hinaus erstellt AYUSH Programme zur Förderung, zum Anbau und zur Regeneration von in diesen Systemen verwendeten Heilpflanzen und fördert die Entwicklung pharmakologischer Standards für indische Systeme der Medizin und Homöopathie.
Besonders zu nennen sind hier die Spezialisten der Marmatherapie, eine spezielle Form der manuellen Therapie und Osteopathie. In speziellen Wellness-Camps sollen Weiterbildungsprogramme für Ärzte aus aller Welt entstehen. Therapien können selbst ausprobiert und gelernt werden. Ergänzt wird das Ganze mit Marketingstrategien, die den Wohlfühlcharakter für die Patienten in den Praxen steigern.
Am frühen Nachmittag traf ich weitere Ayurvedaärzte und Vertreter des AYUSH-Ministeriums in der deutschen Botschaft. Bei diesem Besuch wurde mir eine besondere persönliche Ehre zu Teil. Dr. Triguna zeichnete mich für meinen jahrelangen Einsatz für die Ayurvedamedizin mit dem NirogStreet-Preis aus.
NirogStreet ist Indiens größte Datenbank von kuratierten und zertifizierten Ayurveda-Praktizierenden und stellt auch für Ärzte eine Plattform dar, welche ausschließlich für Ayurveda-Praktiker ist, um mit Patienten in Kontakt zu treten und ihre digitale Reputation aufzubauen.
Mein letzter Termin für diesen Tag war ein Besuch bei der Kinderhilfsorganisation Plan International.
Plan International ist ein internationales Kinderhilfswerk und in über 70 Ländern, unabhängig von Religion und Politik, tätig. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit finanziert Plan International nachhaltige und kinderorientierte Selbsthilfeprojekte hauptsächlich über Patenschaften. An der Planung und Realisierung der Projekte sind die Gemeinden unmittelbar beteiligt. Die Organisation ist vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als private und unabhängige Organisation anerkannt und ist im Beratungsausschuss von Nichtregierungsorganisationen für UNICEF.

Ein Besuch im „Digital Learning Centre“ von Plan in Dwarka verschaffte mir neue Einblicke in das indische Schulwesen. Hier soll jungen Mädchen, die aus ärmlichen Verhältnissen stammen, die Möglichkeit gegeben werden, eine Basisausbildung zu erlangen. Ziel ist es, zu lernen, um die Zukunft besser zu gestalten, frei nach dem Motto: Das Wissen ist die Macht der Zukunft. Im Rahmen einer Videokonferenz konnte ich mit 35 Klassen gleichzeitig kommunizieren. Die Klassengrößen schwanken zwischen 15-45 Schülern, die auf den Fußboden im Schneidersitz dem Unterricht folgen. Alle 35 Klassen begrüßten mich gleichzeitig mit einem großen „Hallo“ und freuten sich sehr, einen deutschen Abgeordneten kennen zulernen.
Ich sprach den jungen Frauen Mut zu und sagte ihnen, dass sie für ihre Unabhängigkeit und Freiheit viel lernen müssen. Dann werden Sie die zukünftigen Gestalter unserer Welt sein. Denn nur eins führt zum Ziel: Lernen!
Lesen Sie morgen von meinem Besuch in einer Eliteschule, wie mich ein Mädchen interviewte, dass einen gesamtindischen Wettbewerb in Wissenschaft gewann und wie ich eine Yoga-Einheit mit indischen Schülerinnen leitete.
Ihr,
Dr. Robby Schlund