Am letzen Tag der Delegationsreise sprachen wir mit Vertretern des Center für Würde im Alter (Verdighetsenteret) über ihre Engagement für Schwerkanke und Sterbende.
Das Center für Würde im Alter ist ein nationales Kompetenzzentrum, das schwache, pflegebedürfige ältere Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt begleitet und betreut. Es bietet Sekundarausbildung, Kompetenzaufbau und Konferenzen über die Gesundheit, die Würde und das ehrenamtliche Engagement für die Seniorenbetreuung.
Die Zielgruppen sind das Pflegepersonal in der Seniorenbetreuung, ältere Menschen, Freiwillige und Betreuer sowie der Ausbildungsbereich und die Entscheidungsträger des öffentlichen und privaten Sektors. Die Zentrale des Würdezentrums befindet sich im Pflegeheim des Rotens Kreuzes in Bergen und hat eine Zweigstelle in Oslo. Das Zentrum wurde 2008 gegründet und hat 16 Angestellte. Finanziert wird es direkt durch den Jahreshaushalt der norwegischen Regierung. Das Zentrum wird darüber hinaus vom „Fagforbundet“– der norwegischen Gewerkschaft der Angestellten von Gebietskörperschaften – finanziell unterstützt.
Der Kurs über die Sterbebegleitung und die Würde im hohen Alter fokussiert sich insbesondere auf Demenz und Palliativmedizin. Dr. med. Stein Husebø, ein Kenner des deutschen und norwegischen Gesundheitssystems, veröffentlichte hierzu ein Buch mit dem Titel „Die letzten Tage und Stunden – Palliative Care für Sterbende und Schwerkranke“. Er erklärt, dass diese Kurse vor allem bei Gesundheitsdienstleistern, die mit Senioren arbeiten, von Interesse sind. Bereits 400 Interessierten aus ganz Norwegen haben bereits an diesen Kurs teilgenommen.

Dr. Husebø ist bestrebt, die Kompetenzen von Pflegekräften zu stärken, sodass sie auch semiärztliche Behandlungen durchführen können. Statt einer „ärztlichen Wiederbelebungskultur“, in der ein friedliches Sterben nicht möglich ist, befürwortet er die Finanzierung und Förderung einer „Abschiedskultur“. Krankenhausaufenthalte sind für alle Menschen schlecht und der Tod solle im Kreise der Familie erfolgen und als Teil des Lebenszyklus wahrgenommen werden.
Die Hausapotheken in Pflegeeinrichtungen sollte auch mit Palliativmedikamenten bestückt sein, was eine entsprechende Kompetenz der Pflegekräfte bedingt. Dr. Husebø führt aus, dass, wie in der DDR, in Norwegen ein Standard von 150 verschiedene Medikamente vollkommen genügt. In Deutschland hingegen gibt es 40.000 verschiedene Medikamente.

Beate Magerholm gab einen Überblick über das System der Koordinierung des Ehrenamtes in der Fürsorge. So gibt es einen Gesamtkoordinator, eine Schlüsselperson die zwischen anderen Ehrenamtlern und Berufspflegern sowie Kankenschwestern vermittelt und Ansprechpartner für Patienten ist.
Das Verständnis und die Bereitschaft zum Eintritt in das Ehrenamt wird in Norwegen schon früh in Kindergärten, Schulen, Sport-, Musik- und Kunstvereinen gefördert. So können sich alle Ehrenamtler kennenlernen und Erfahrungen und Probleme austauschen, was der Motivation fördert.
