Wenn kranke Kinder zu teuer werden – Kliniken schließen Kinderstationen

In Bayern müssen bereits Kliniken wegen Geldmangels Teile ihrer Kinderstationen schließen. Für das deutsche Gesundheitssystem sind schwerkranke Kinder zu teuer.

Kliniken in ganz Deutschland haben ein Problem im Gesundheitssystem: Sie sind nicht profitabel. Im Gegenteil: Sie sind ein Minusgeschäft. Kranke Kinder kosten Zeit, Personal und Aufwand. Und das ist zu teuer für das vor 17 Jahren eingeführte Fallpauschalensystem, denn dieses belohnt technisierte Bereiche und standardisierte Abläufe. Doch bei Kindern funktioniert das nicht.

Muss bei einem Kind Blut abgenommen werden, ist dies schwieriger als bei Erwachsenen. Es windet und wehrt sich und muss erst Vertrauen gewinnen. Das braucht Zeit. Aber diese Zeit ist im deutschen Gesundheitssystem nicht vorgesehen und wird nicht bezahlt.

- Das DRG-System führte zu einer beispiellosen Abwertung des Patienten, Profitmaximierung und Kapitalisierung im Gesundheitswesen und zu einem abenteuerlichem Desaster in der Sicherstellung der Patientenversorgung. -

Der Krankenhausversorgung werden jährlich 500 Mill. Euro entzogen. Die Orientierung an wirtschaftlichen Zielen in den Krankenhäusern, hat mit der Umstellung der Finanzierung von Tagessätzen auf diagnoseorientierte Fallpauschalen deutlich zugenommen.

Benötigt der Patient eine intensivere Behandlung als durch die pauschale Vergütung gedeckt, entsteht ein Verlust für das Haus.
Gewinn wird dementsprechend nur erreicht, wenn es gelingt, wirtschaftlicher zu arbeiten als bei der Kalkulation der DRG-Pauschale berechnet wurde.

- Ein Hauptproblem der Fallpauschale: Unterschiede werden nicht berücksichtigt -

Ein Hauptproblem sind die Fallpauschalen des deutschen Gesundheitssystems, wonach Kliniken für Kinder meist das Gleiche bekommen wie für erwachsene Patienten. Doch Babys und Kleinkinder müssen 24 Stunden, sieben Tage die Woche betreuet, gewickelt, gefüttert und begleitet werden. Für alle Kinder und Jugendlichen in jedem Alter und mit jedem Gewicht muss das volle Vorsorgespektrum vorgehalten werden.

Ein weiteres Problem: Die Kliniken werden nur bezahlt, wenn Patienten da sind. Und das schwankt je nach Jahreszeit und Art der Erkrankung. In der Zeit der Infekte, wie in den Herbst- und Wintermonaten, sind die Kliniken voll. Kinder mit seltenen Erkrankungen gehören nicht zum Tagesgeschäft, doch die Kliniken müssen jederzeit dafür gewappnet sein.

- Wirtschaftlich unrentable Abteilungen müssen schließen -

Schon einige Kliniken mussten den Gürtel enger schnallen, Stellen streichen und Abteilungen schließen. Und das stets zu Lasten der Versorgung von Patienten. Kliniken leiden unter der zunehmenden Ökonomisierung. So hat die Uniklinik Würzburg vorübergehend Stationen schließen müssen, um Kosten zu sparen.

- Kinderärzte verwalten den Mangel -

Zu wenig Geld für kranke Kinder ist ein Missstand im deutschen Gesundheitssystem, den jetzt auch eine wissenschaftliche Studie des interdisziplinären Forschungszentrums Ceres der Uni Köln bestätigt. So sind spezielle Abteilungen wie Neonatologie oder Onkologie für Kliniken zwar finanziell reizvoll, weil sie profitabel sind. Aber die erlösschwachen Bereiche wie Gastroenterologie stehen mit ihnen im Wettbewerb. Daraus folgt: Kinderärzte verwalten nur noch den Mangel. Dabei ist die Zahl der Kinder gestiegen, die in Kliniken in ganz Deutschland behandelt werden müssen.

- Die Bundespolitik muss endlich handeln -

Der GKV-Spitzenverband (zentrale Interessensvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland) hat nun Änderungen im Fallpauschalensystem angekündigt. So haben die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser (GKinD), die Kinder- und Jugendmedizinischen Fachgesellschaften (DGKJ) und der GKV-Spitzenverband gemeinsam ein Arbeitspapier zum Themenkomplex der Finanzierung stationärer Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Fallpauschalensystem erarbeitet und liegt dem Bundesgesundheitsminister Spahn vor.

- "Tut uns leid, aber wir können Ihr Kind nicht versorgen" -

Doch ob Bundesgesundheitsminister Spahn rechtzeitig handelt, ist fraglich. In der Zwischenzeit befürchten immer mehr Kliniken, dass sie den Eltern schwerkranker Kinder irgendwann sagen müssen: „Tut uns leid, aber wir können Ihr Kind hier in Deutschland nicht mehr ausreichend versorgen.“

- Jetzt handeln! -

Statt sich dafür zu entscheiden, ein unehrliches DRG-System abzuschaffen und ein moderneres, faireres und leistungsorientierteres Kostenvergütungssystem einzuführen, wird immer noch nur an den Symptomen herumgedoktort.

Seit 20 Jahren erleben wir in Deutschland diese Gesundheitspolitik der leeren Worthülsen wie „wir wollen, wir werden und wir haben vor“. Diese Politik trägt die AfD nicht mit! Wir fordern die schrittweise Abschaffung des kostenintensiven und ineffizienten DRG-Krankenhaus-Abrechnungssystems. Wir werden unsere Bürger beim notwendigen Paradigmenwechsel des Gesundheitssystems zuverlässig begleiten.

Denn so hart es klingt; Sollte eine angemessene Versorgung nicht mehr geben sein, wäre es für einige Kinder sogar das Todesurteil.

Ihr,
Dr. Robby Schlund