Besuch einer Delegation der AfD- Fraktion und dem Vorsitzenden der deutsch-russischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestags im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen (Yamal).
Unter Leitung von Dr. Robby Schlund reisten Mitglieder der Untergruppe u.a. Wirtschaft und Energie und Regionen der Deutsch-Russischen Parlamentariergruppe der AfD-Bundestagsfraktion auf Einladung der gesetzgebenden Versammlung des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen vom 25. bis 30. September zum Polarkreis.

Die Einladung wurde durch Dr. Schlund fristgerecht, chancengleich und interfraktionell bekanntgegeben. Lediglich Parlamentarier der AfD-Bundestagsfraktion folgten dieser, um den wichtigen außenpolitischen Dialog nicht abreißen zu lassen. Folgende Abgeordnete nahmen an der Delegationsreise teil:

Dr. Robby Schlund
Vorsitzender der Deutsch- Russischen Parlamentariergruppe des Bundestags, Leiter der Untergruppe Regionen, Gesundheitsausschuss

Steffen Kotre
Stellv. Leiter der Untergruppe Wirtschaft und Energie, Ausschuss Wirtschaft und Energie

Franziska Gminder
Finanzausschuss, Ausschuss Ernährung und Landwirtschaft

Stefan Keuter
Finanzausschuss, Gemeinsamer Ausschuss

Christoph Neumann
Ausschuss für Tourismus, Verteidigungsausschuss
Zwischenstopp in Moskau & Energiestrategie Russlands
Nach einem Briefing durch Botschafter Géza Andreas von Geyr in der Deutschen Botschaft in Moskau, sprach die Delegation mit Pavel Nikolaevich Zavalny, Abgeordneter in der russischen Staatsduma und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Energie über die zukünftigen Energiestrategien Russlands. Dabei betonte Herr Zavalny, dass die Zukunft für Russland nicht in der Elektromobilität oder Windkraft liege, sondern in einem Mix aus Methan, Wasserstoff und Atomenergie, der sogenannten Dual-Fluid-Technologie.
Polarkreisüberquerung & Indigene Völker
Die weitere Reise führte nach Jamal, hier wurde die Delegation vom Vorsitzenden der gesetzgebenden Versammlung des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen, Herrn Yamkin, empfangen.
Im Rahmen eines gemeinsamen Essens sprachen die Teilnehmer mit ihm über regionale Themen der Region in und um Jamal sowie über die deutschen Regionen, vor allem den ostdeutschen Raum. Die Bewahrung der Eigenständigkeit der indigenen Völker, wie den Nenzen, Hant, Selkuben sowie den zugewanderten Komi und deren Wunsch, ihre Kultur, Identität, Lebensweise und Heimat möglichst authentisch zu erhalten, ist in der Jamal-Region von großer Bedeutung.
Anschließend ging es zu einer gemeinsamen Sitzung der Bundestagsabgeordneten und der Abgeordneten der Jamal-Nenzen ins Parlament.
Von allen Teilnehmern wurde der Schutz der Interessen der indigenen Nordbevölkerung bei gleichzeitiger industrieller und sozialer Entwicklung der Region gemeinsam als wichtiges Ziel herausgearbeitet. Die russische Seite betonte, dass die Entwicklung der AfD als sehr positiv wahrgenommen werde, da ein großer Teil der deutschen Bevölkerung hinter der Politik der Alternative für Deutschland stünde.
Agrar & Export
Am nächsten Morgen ging es zum Dorf Aksarka im Bezirk Priuralsky. Dort gab es ein Treffen mit dem Bürgermeister des Bezirkes, Ivan Sakal und Aleksandr Mazharov, Gouverneur des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen und Direktor der Abteilung für Außenbeziehungen des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen.
Herr Mazharov betonte, dass nicht nur Gas aus der Region exportiert wird sondern auch sehr gesundes Rentierfleisch, dass höchsten europäischen Ansprüchen gerecht wird und entsprechende zertifiziert sei. Es erfolgte ein interessantes Gespräch über die weitere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland im Bereich der Argar- und Exportpolitik.
Allerdings gäbe es auf Grund der vielen Fördermaßnahmen für die Nordvölker einen ständigen Zuwachs, was natürlich begrüßenswert sei, aber damit erhöhe sich auch die Zahl der Rentiere. Diese lägen im Bestand derzeit bei 700.000. Auch der Bedarf der an Nahrungsmitteln für die Industrie würde steigen und so das Leben als Rentierzüchter zusätzlich attraktiv machen. Allerdings vertrüge das große Gebiet um Jamal aus ökologischen Gründen nur ca, 350.000 Tiere. Das, so Herr Mazharov, wäre wirklich ein Problem und er biete gern eine Zusammenarbeit mit deutschen Agraexperten dazu an. Im Grunde wäre auch eine vor Ort verarbeitende Industrie denkbar, um das einzelne Tier stärker komplett zu verarbeiten, wie zum Beispiel als Basis neuer Arzneimittel. Die Forschung wäre bereits sehr erfolgsversprechend.
Energieversorgung
Einen sehr interessanten Vortrag hielt Herrn Melnikov von Gazprom, der auf die enorme Fördermenge von 600 Mrd. Kubikmeter Gas pro Jahr aufmerksam machte und auf die Wichtigkeit von russischem LNG-Gas aufmerksam, um die Energiesicherheit Russlands, Deutschlands und Europas zu gewährleisten.
Auf die Frage von Dr. Schlund, ob alternative Energien zukunftsorientiert in Deutschland und auch in Jamal eingesetzt werden könnten, waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig, dass der derzeitige Energiebedarf der Menschheit noch nicht komplett durch erneuerbare Energien ersetzt werden kann und in Jamal auf Grund der niedrigen Temperaturen auch völlig illusorisch seien. 80 % des russischen Gases wird auf Jamal gefördert und dürfte mindestens noch 100 Jahre reichen, so Melnikov.
Kinderbetreuung auf hohem Niveau
Bei einem Besuch des Vorschulkindergartens der Gemeinde, konnten sich die Delegierten davon überzeugen, dass die Kindergärten, als Teil des staatlichen Maßnahmenpaketes zur Entwicklung der Kinder, in der russischen Föderation sehr gut ausgestattet sind .

Im Anschluss fand eine Besichtigung einiger neuer Sportkomplexe statt, die den Kindern und Schülern nachmittags kostenfrei zur Verfügung stehen. Ein besonderes Highlight war der Eispalast Avantgard in dem die jungen Menschen Eiskunstlauf und Eishockey trainieren können. Dies ist Teil eines russlandweiten Sportprogrammes, zu dem eine große Anzahl von Kinder- und Jugendsportschulen gehört, betonte Direktor Alexander Bessonov.
Wirkungslose Sanktionen
Einen Eindruck, wie sich die EU-Sanktionen auf das alltägliche Leben in Russland auswirken, erhielten die Delegierten in einem örtlichen Supermarkt. Hier konnten sich alle Teilnehmer überzeugen, dass die Sanktionen wirkungslos sind, denn in den Regalen fehlte es an nichts. Besonders fiel der hohe Anteil an Produkten deutscher Herstellung auf, die hier sehr beliebt sind.
Wachstum & Integration
Eine Herausforderung für die gesamte Region ist das schnelle industrielle Wachstum. Viele Menschen, aus verschiedenen Kulturen, die hier ankommen, wissen nichts über die Heimat, die Lebensweise und die Kultur der Ureinwohner von Jamal.
Deshalb gibt es verpflichtende Schulungen – ein spezielles Programm, in welchem Wissen über das traditionelle Leben, der Kultur, Fischfang und Rentierzucht sowie Grundwörter der indigenen Sprachen und etwas über den Naturschutz der Tundra.
Schule & Bildung
Am letzten Tag in der Jamal-Region besuchte die Delegation die Städtische Realschule Nr. 2 von Salechard mit verstärktem Deutsch- und Diplomatieunterricht. Bei einem Treffen mit dem „Club of Young Diplomates“ konnten die Schüler ein ausgezeichnetes Bildungsniveau und perfekte Deutsch- und Englischkenntnissen vorweisen.
Fazit
Die Reise nach Jamal brachte der Delegation der AfD-Fraktion viele neue Erkenntnisse und Anregungen. Die Festigung von Beziehungen auf sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Ebene ist wichtig für beide Seiten. Auch hier konnten wir bestätigt sehen, dass das vertikale Regionalkonzept nach Dr. Schlund sehr gut in der Praxis funktioniert. Alle Parlamentarier haben Anregungen, Aufgaben und neue Netzwerkkontakte mitgenommen, die wertvoll für die regionale und parlamentarische Arbeit sind. So können gegenseitiges Verständnis gefördert – und zukünftige Herausforderungen gemeistert werden. Denn der Dialog ist der Schlüssel zu einer sicheren Zukunft.