An vielen deutschen Bahnhöfen gibt es ein großes Problem: fehlende Blindenleitsysteme. 5663 Personenbahnhöfen gibt es in unserem Land und schauen wir zum Beispiel nach Berlin, sind hier lediglich 47 Prozent barrierefrei, was allerdings nicht heißt, dass automatisch Hilfen für sehbehinderte Menschen installiert wurden.
Die meisten Menschen verstehen unter Barrierefreiheit Rampen statt Treppen, breite Türen und absenkbare Busse. Doch bauliche Veränderungen und speziell ausgerüstete Fahrzeuge reichen nicht aus, um den Alltag barrierefrei zu gestalten.
Dies wird am Bahnhof Wünschendorf deutlich. Da im Landkreis Greiz zahlreiche Busverbindungen gestrichen wurden, sind immer mehr Menschen auf den Zug angewiesen. Doch nicht jeder hat das Glück ohne Handicap zu sein. So ergeht es auch einem Wünschendorfer, der nun auf die Bahn angewiesen ist, um vom Büro in Gera nach Hause zu kommen.
Doch gerade das letzte Stück des Heimweges hat es in sich. Der Bahnhof von Wünschendorf. Hier wird der Mangel deutlich.
Auf dem Bahnhof des Lebens hat der Zug der Erkenntnis stets Verspätung
Bodenindikatoren, das sind Gehwegplatten mit Riffeln und Noppen, an denen sich sehbehinderte Reisende orientieren und den sicheren Weg vom Zug zum Ausgang des Bahnhofes finden können, gibt es in Wünschendorf nicht.
Warum? Ganz einfach: es lohnt sich nicht. So sieht das zumindest die Deutsche Bahn. Dabei ließen sich entsprechende Bodenindikatoren durchaus nachrüsten, doch die Materialkosten in Höhe von 2.500,- Euro scheinen die Sicherheit von Menschen nicht wert zu sein.
Für die Deutsche Bahn gibt es in Wünschendorf schlicht zu wenige Reisende, um sich der Sache anzunehmen. So wird sich an der Situation des Bahnhofes nichts ändern und für mindestens einen Wünschendorfer bleibt nur die Hoffnung, auf gut Glück den Weg vom Bahnsteig zu finden ohne die Treppe hinunter zu fallen oder in Bahngleis zu stürzen.
Für Dr. Robby Schlund sind dies keine haltbaren Zustände. Deswegen wird er eine entsprechende Anfrage zu dem Thema an die Bundesregierung stellen und dieser auf den Zahn fühlen.
Titelbild: Achim Raschka / CC-BY-SA-4.0