Dr. Robby Schlund nahm am 6. Februar am jährlichen Treffen von Vertretern deutscher und russischer Politik, Wissenschaft und Bildung zu den „Helmholtz-Wintergesprächen“ in Moskau teil. Zu wechselnden Forschungsthemen diskutierten die Teilnehmer über gemeinsame Herausforderungen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland. In diesem Jahr fand die Veranstaltung unter der Überschrift „Klima- und Arktisforschung sowie Nachhaltigkeit“ statt.

Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die keinen Halt vor den nationalen Grenzen macht. Auch in der Forschung ist die internationale Kooperation unerlässlich. Ein aktuelles Beispiel ist die größte internationale Arktisexpedition MOSAiC, die in September 2019 startete. Nur mit Unterstützung aus Russland, Skandinavien, den USA und vielen anderen Ländern ist diese Expedition möglich geworden.
Die Zusammenarbeit der Helmholtz-Zentren mit den russischen Partnern in der Arktisforschung hat eine lange Tradition.



Seit über 20 Jahren gibt es gemeinsame Forschungsprojekte in der russischen Arktis. Ein weiteres Beispiel ist das im Jahr 1999 in St. Petersburg gegründete deutsch-russische Otto-Schmidt-Labor, das zahlreiche Aktivitäten in der terrestrischen und marinen Arktisforschung des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und ihren russischen Partnern bündelt. Der neu ernannte Minister für Wissenschaft und Hochschulbildung der Russischen Föderation, Valery Falkov, betonte in seiner Rede die große Bedeutung der Zusammenarbeit mit Deutschland für sein Ministerium. Viele Herausforderungen, mit denen Wissenschaft heute konfrontiert sei, ließen sich nur im Zuge der internationalen Zusammenarbeit lösen. Der Beitrag der Helmholtz-Gemeinschaft verdiene eine besondere Wertschätzung.

Georg Teutsch, Direktor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ und Koordinator der Helmholtz-Klimainitiative, stellte die Initiative vor. Helmholtz leiste seit Jahren wichtige Beiträge in der Klimaforschung. Durch die Initiative sei ein systemischer und interdisziplinärer Ansatz möglich. Im anschließenden Science-Talk erläuterte Antje Boetius, Direktorin des AWI die Bedeutung der MOSAiC-Expedition für die Klimaforschung. Die gesammelten Daten würden den Wissenschaftlern helfen, die Zusammenhänge in der Arktis besser verstehen. Die Region sei ein Objekt und gleichzeitig ein aktives Subjekt des Klimawandels. Das Verständnis der Prozesse in der Arktis sei entscheidend für die Entwicklung besserer Klimamodelle.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist das nationale Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt und als Deutsche Raumfahrtagentur im Auftrag der Bundesregierung für die Forschung im Rahmen des nationalen Raumfahrtprogramms und die Beiträge zur Europäischen Weltraumorganisation ESA zuständig.
Die Helmholtz-Allianz DLR@UNI setzt einen Rahmen für inhaltlich geprägte Partnerschaften zwischen ausgewählten DLR-Standorten im Bundesgebiet und den Universitäten. Zugleich kooperiert das DLR eng mit weiteren Forschungszentren in der Helmholtz-Gemeinschaft, insbesondere in den beiden Forschungsbereichen Energie sowie Erde und Umwelt.

Prof. Hansjörg Dittus, Vorstand für Raumfahrtforschung und –technologie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, berichtete, welche Schwierigkeiten die aktuelle Sanktionspolitik dem DLR bereitet. So sei es oft sehr schwierig, notwendige Produkte für die deutsch-russischen Raumfahrtprojekte nach Russland zu schicken, da sie Dual-Use Güter sind und somit unter die immer noch bestehenden Sanktionen fallen. Das habe oft maßive Verzögerungen für die Projekte (wie z.B. Satelliten) zu Folge, was nicht in deutschem Interesse sein sollte.
In dem anschließenden forschungspolitischen Dialog, lobte Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im BMBF, das hohe Niveau der deutsch-russischen Kooperation in der Wissenschaft und betonte, dass die deutsch-russische Roadmap weiter ausgebaut werden solle. Auch Andrey Fursenko, Berater des Präsidenten der Russischen Föderation hob die Bedeutung der Kooperation hervor. Mit keinem anderen Land arbeite Russland im Bereich Wissenschaft und Forschung so intensiv und effektiv zusammen wie mit Deutschland. Alle Teilnehmer waren einig, dass das auf beiden Seiten vorhandene Interesse an gemeinsamen Forschungsprojekten für die Kooperation entscheidend ist, und dass die Politik alles daransetzen muss, die Wissenschaftler aus beiden Ländern dabei zu unterstützen.
Im Rahmen der Veranstaltung fand auch die Unterzeichnung dreier Absichtserklärungen zwischen AWI und der Ammosov Universität Yakutsk, AWI und Schirschov Institut für Ozeanologie sowie AWI und Obukhov Institut für atmosphärische Physik statt.