Barrierefreiheit – nicht nur ein Problem in meinem Wahlkreis

Wissen Sie, was den 03. Dezember eines jeden Jahres so besonders macht?

In jedem Jahr erinnert der 03. Dezember an ganz besondere Menschen.
Menschen, die anders sind, die ein Handicap haben und trotzdem einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft darstellen – es ist der Tag der Menschen mit Behinderung.
Zum Jahresende 2017 lebten rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland, das sind 9,4 % der gesamten Bevölkerung, wobei in ca. 88 % der Fälle die Behinderung durch eine Krankheit verursacht wurde. Eine Behinderung kann jeden von uns treffen, von jetzt auf gleich, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, Auto- oder Arbeitsunfall.

Doch leider ist das selbstverständliche Zusammenleben und das Bewusstsein dafür noch nicht genug ausgeprägt. Es muss, gesamtgesellschaftlich gesehen, dringend ein Umdenken im Bereich der Inklusion stattfinden, damit jeder Mensch ganz natürlich dazugehört und überall teilhaben kann, auch alle jene, die eine Behinderung haben – ob in der Schule, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit. Barrierefreiheit ist für niemanden störend, im Gegenteil, sie ist für alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, hilfreich und praktisch.

Besonders in meinem Wahlkreis gibt es hier erheblich Probleme.

Der Bahnhof in meiner Heimatstadt Wünschendorf zum Beispiel hat kein Blindenleitsystem, was eine erhebliche Gefahr für alle sehbehinderten Menschen darstellt. In ganz Deutschland befinden sich lediglich 47 % der Bahnhöfe in einem barrierefreien Zustand. Kleinere Bahnhöfe, wie hier in Wünschendorf, werden nicht umgerüstet. Warum? Es lohnt sich schlichtweg für die Deutsche Bahn nicht, da es zu wenige Reisende betrifft. Inklusion Fehlanzeige! Für Matthias Schiedeck, Kreisvorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Thüringen e.V., ist das ein tägliches Problem. Doch nach einem Aufruf in den Medien wurde die Deutsche Bahn doch noch tätig und installierte sogenannte Bodenindikatoren an der Treppe am Bahnsteig, um blinde Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass hier ein Treppenabgang beginnt.

Barrierefreiheit als Menschenrecht sind nicht nur fehlende abgesenkte Bordsteine, Tonsignale an Ampeln, Rampen oder Niederflur-Straßenbahnen. Für alle Arten von Behinderungen müssen die Voraussetzungen zur Teilhabe geschaffen werden, und das an allen öffentlich zugänglichen Gebäuden, medizinischen Einrichtungen sowie im Straßenverkehr. Egal ob alte Menschen, Eltern mit Kinderwagen, blinde, gehörlose oder körperlich sowie geistig beeinträchtigte Menschen – das Problem der Barrierefreiheit geht uns alle an, und dafür gilt es sich einzusetzen.

Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) erklärt, dass Barrierefreiheit als eine wesentliche Voraussetzung geben sein muss, damit alle Menschen gleichberechtigt am Leben teilhaben können. Die in Deutschland bestehenden rechtlichen Vorgaben sind unzureichend und mangelhaft. Maßgaben zur Beseitigung von Barrieren müssen endlich rechtsverbindlich formuliert und deren Umsetzung eingefordert und kontrolliert werden. Dafür braucht es finanzielle Anreize und Unterstützungen durch Bund, Länder und Kommunen. Notwendige Investitionsprogramme müssen schleunigst ins Laufen kommen, um das gesamtgesellschaftliche Problem zu lösen.

Dafür setze ich mich ein – für unser Land, unsere Heimat, unsere Bevölkerung! Und denken Sie daran, dass es jeden von uns treffen kann!