Wegen Corona keine Schuleingangsuntersuchungen

Nach Angaben des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD) werden zehntausende Schulanfänger in diesem Jahr ohne Schuleingangsuntersuchung eingeschult. Corona-Testungen, Nachforschungen, Telefondienste und nun auch noch die Reiserückkehrer – für unsere Kinder bleibt leider keine Zeit.

Wegen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Mehraufgaben haben es die Gesundheitsämter schlichtweg nicht geschafft. Einige Bundesländer haben die Lockerungsphase genutzt und einzelne wenige Untersuchungen nachgeholt. Doch letztendlich kommen die meisten Schulanfänger nun ohne Schuleingangsuntersuchung in die erste Klasse. Eine Zumutung für viele Grundschullehrer und Schüler, denn eine Feststellung über einen möglichen Förderbedarf blieb leider aus. Nicht alle Kinder verfügen über die körperlichen und sozialen Voraussetzungen für eine erste Klasse an einer normalen Grundschule, sondern benötigen eine entsprechende Unterstützung mit Förderlehrern oder wären auf einem Förderzentrum besser aufgehoben.

Seit 2009 ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischer Förderung in allgemeinen Schulen und Förderschulen von 6,0 % auf 7,4 % aller Schülerinnen und Schüler gestiegen. 2018 wurden in Deutschland ca. 556.300 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischer Förderung unterrichtet, davon entfielen 192.600 (34,6 %) auf den Förderschwerpunkt Lernen und 352.000 (63,3 %) auf sonstige Förderschwerpunkte wie geistige Entwicklung, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung die am stärksten vertretenen Förderschwerpunkte, wobei für den letztgenannten Schwerpunkt seit 2009 ein Anstieg von nahezu 63 % der Schülerinnen und Schüler bzw. eine Erhöhung des Anteils von 12,2 % auf 17,2 % an allen Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischer Förderung festgestellt wurde.

Die aufgezeigte Entwicklung lässt darauf schließen, dass im Schuljahr 2020/2021 bei vielen Kindern der Förderbedarf durch Ausbleiben der Schuleingangsuntersuchungen nicht erkannt wurde. Im Ergebnis werden dann die förderbedürftigen Kinder in ihren Klassen ganz schnell zum Außenseiter, denn sie verstehen den Unterrichtsinhalt nicht, brauchen intensivere Zuwendung und Betreuung, für welche die Lehrer aufgrund der großen Klassengrößen und Einhaltung des Lehrplans keine Zeit haben. Die Kinder bleiben auf der Strecke, werden gehänselt, finden keinen Anschluss, verstehen die fachlichen Inhalte nicht und verlieren am Ende ihr Selbstwertgefühl und die Lust auf Schule. Unter der Lehrerschaft werden sie teilweise jetzt schon als die Corona-Generation bezeichnet. Traurig, was unseren Kindern damit angetan wird!