Gehörlose – in der Pandemiezeit vergessen?

Aktuell leben in der Bundesrepublik Deutschland ca. 80.000 Gehörlose sowie ca. 16 Millionen Schwerhörige. In der derzeitigen Pandemiezeit haben sie es allerdings besonders schwer, denn nicht nur das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung stellt sie vor massive Probleme in der Kommunikation sondern auch der erschwerte Informationszugang. Es werden zwar einige Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Kanäle mit Gebärdensprache begleitet, doch eine Vielzahl bedient sich den Untertiteln. Diese können aber nur wenige gehörlose Menschen mitlesen und auch verstehen.

Wie aus einer Anfrage an die Deutsche Bundesregierung unserer Fraktion hervorgeht, stehen noch immer nicht alle Informationen für gehörlose und schwerhörige Menschen in ausreichendem Maße zur Verfügung, obwohl dem Presse- und Informationsamt sowie dem Bundeskanzleramt die Probleme bekannt sind. Viele Betroffene, Verbände und Interessenvertreter fordern die verstärkte Bereitstellung von barrierefreien Informationen insbesondere in Gebärdensprache.

Auch die Maskenpflicht macht den Gehörlosen zu schaffen, denn Lippenlesen ist so unmöglich. Dabei sind es ca. 30 Prozent der Betroffenen Menschen, die diese Möglichkeit der Kommunikation nutzen. Einige Bundesländer haben sich dem Problem angenommen, denn hier ist das Abnehmen der Mund-Nasen-Bedeckung zulässig, wenn es für die Kommunikation mit hörgeschädigten Menschen erforderlich ist – auch in Situationen, in denen eigentlich Maskenpflicht besteht. Doch in anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Hessen, gibt es hier keine eindeutige Definition.

Viele Menschen mit Hörschädigung sind darauf angewiesen, auf die Sprechbewegungen des Gegenübers zu achten. Da diese unter der Maske nicht mehr sichtbar sind, ist Kommunikation schwierig – mit der Folge, dass viele Gehörlose vermehrt zu Hause bleiben. Das generelle Ziel muss sein, die Gebärdensprache mehr in den Alltag zu integrieren, das mediale Informationsangebot dringend zu erweitern, eine bundeseinheitliche Regelung zur Kommunikation zu schaffen und den Menschen somit die Teilhabe am Leben vor allem in Pandemiezeiten zu ermöglich.