Angst vor Ansteckung und Ausgangsverbote sind zwei Gründe, warum viele Menschen weniger zum Arzt gegangen sind oder die Notaufnahme beanspruchten. Dies betrifft leider auch Schlaganfallpatienten, denn diese sind während der ersten Coronawelle im Frühjahr später und damit kranker in die Kliniken gekommen, was zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate unter Schlaganfallpatienten führte. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einer Studie (2021; DOI: 10.1161/STROKEAHA,120.033160).
Allein zwischen März und Mai 2020 ging die Zahl der Patienten mit hauptsächlich leichteren Schlaganfallsymptomen deutlich zurück.
Weniger Arztbesuche aus Angst vor Corona
In der Studie wurden die Daten aus allen 1.463 Krankenhäusern in Deutschland, die zwischen Mitte März und Mitte Mai Schlaganfallpatienten behandelten, mit denen des Vorjahreszeitraums und mit denen der Vorwochen zwischen dem 16. Januar und 15. März verglichen. In der Pandemiephase wurden demnach 31.165 Patienten mit akuten ischämischen Schlaganfällen aufgenommen.
Im Vergleich zur unmittelbaren Präpandemiephase gingen die Fälle um 17,4 % und im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 um 18,5 % zurück. Bei Patienten mit einem sogenannten Minischlaganfall, der unbehandelt oft Vorbote eines schweren Schlaganfalls ist, betrug der Rückgang sogar 22,9 %.
Diese und viele andere Studien belegen einen deutlichen Anstieg tödlich verlaufener Schlaganfälle während des Coronalockdowns.
Doch gerade bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde! Je früher ein Gefäßverschluss erkannt und behandelt wird, desto besser die Heilungschancen und Genesung. Wann immer der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, ist dies als lebensbedrohlicher Notfall anzusehen. Achten Sie deshalb auf plötzliche Kopfschmerzen mit Seh- und Sprachstörungen sowie Lähmungserscheinungen. Scheuen Sie trotz Corona nicht den Gang zum Arzt und nehmen Sie jede Erkrankung ernst!