Weniger stationäre Behandlungsfälle – trotz oder wegen der Pandemie!?

Die Auswertung einer Analyse der Krankenhausdaten durch Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin zeigt einen deutlichen Rückgang der Behandlungsfälle sowie eine niedrige Bettenauslastung. Im Vergleich zu 2019 wurden im Folgejahr demnach 13 Prozent weniger Fälle abgerechnet, im ersten Lockdown beläuft sich der Rückgang sogar auf ca. 30 Prozent.

Betten mussten frei gemacht und Operationen und nicht lebensnotwendige Behandlungen verschoben werden, um die Krankenhauskapazität zu erhöhen. In 2019 lag die durchschnittliche Bettenauslastung an deutschen Krankenhäusern bei ca. 75 Prozent, in 2020 erreichte die Zahl mit 62 Prozent ein historisches Tief. Besonders auffällig waren hier die kleinen Häuser mit bis zu 300 Betten, wo auch die Anzahl der Intensivbetten um sieben Prozent sank. Gleichzeitig profitierten allerdings die großen (ab 600 Betten) Häuser, denn aufgrund besserer Ausstattungen (medizintechnisch und personell) verzeichneten sie eine Zuwachs der Intensivbetten um fünf Prozent.

Insgesamt wurden im letzten Jahr 172.248 Behandlungsfälle gezählt, bei denen das Corona-Virus nachgewiesen wurde. Hier gilt es zu beachten, dass es sich um Fälle und nicht Patientenzahlen handelt, denn wenn beispielsweise ein Patient verlegt wurde, zählt er an beiden Krankenhäusern als jeweils ein Behandlungsfall.

Bei der Auswertung der Daten ließ sich außerdem feststellen, dass die Krankenhausfälle in Bezug auf die Hauptdiagnosen ebenfalls deutlich zurückgingen: Asthma um 29 Prozent, COPD um 26 Prozent, Bluthochdruck um 18 Prozent, Diabetes um 17 Prozent und Herzinsuffizienz um 12 Prozent.

Es ist die Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus warum viele Menschen den Gang zum Arzt scheuen. Vor allem die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen werden während der Corona-Pandemie immer mehr vermieden. 

„Gerade in der Pandemie zeigt sich, wie schlecht vor allem die kleinen, oft kommunalen Krankenhäuser aufgestellt sind. Wir müssen die Krankenhauslandschaft nachhaltig verbessern, modernisieren und für die Zukunft der Menschen besser aufstellen. Letztlich geht es aber um die Zukunftsfähigkeit unserer Krankenhäuser. Sie muss geprägt sein von einer umfassenden Reform der Finanzierung der stationären Versorgung in Verbindung mit der Abschaffung des DRG-Systems. Nur so können wir die Übernahme durch private Riesenkonzerne verhindert und flächendeckende Versorgung vor Ort gewährleisten.“, so Gesundheitsexperte Dr. Robby Schlund, Mitglied des Gesundheitsausschusses in Berlin.