„Unser Hauptanliegen ist der Dialog“ – Interview mit Moskauer Deutsche Zeitung

Interview mit Femida Selimova für die Moskauer deutsche Zeitung

„Am Vorabend der Bundestagswahl in Deutschland fasste der Vorsitzende der deutsch-russischen Parlamentariergruppe, Robby Schlund (AfD), in einem Interview mit MDZ einige Ergebnisse der Arbeit zusammen.

Robby Schlund (Mitte) mit Duma-Mitglied Alexander Dmitrijewitsch Schukow und seiner Praktikantin beim Fußballspiel zwischen den Mannschaften der Parlamentarier Russlands und Deutschlands.

Herr Schlund, Sie sind in erster Linie Arzt. Was halten Sie von den Querdenkern in Deutschland?

Die Querdenker-Bewegung (die Bewegung der Kritiker vom Quarantänemanagement in Deutschland) hat wie jede andere Protestbewegung auch in einer Demokratie eine Existenzberechtigung – solange sie im Rahmen des Rechts agiert. Wir dürfen sie weder verunglimpfen noch in irgendeiner Weise erhöhen.

Die Medien berichten, dass es besonders viele Russischsprachige in der Bewegung gibt.

Das würde ich nicht sagen. Ich habe einmal persönlich an einer Querdenker-Demonstration teilgenommen. Mir ist nicht aufgefallen, dass unter den Kritikern von Quarantänemaßnahmen hauptsächlich Russlanddeutsche oder andere russischsprachige Einwohner Deutschlands waren.

Als Bundestagsabgeordnete haben Sie schon viel zu tun. Haben Sie sich selbst als Vorsitzender der deutsch-russischen Parlamentariergruppe gemeldet oder wurden Sie für diese Funktion ausgewählt?

Parlamentariergruppen werden nach einem besonderen Verfahren gebildet. Die Parteien vereinbaren im Voraus, wer welche Gruppe führt. Dann gibt es Wahlen innerhalb der Partei. Jeder Interessent, der sich mit der Liste der Gruppen vertraut gemacht hat, kann drei davon auswählen. Und jeder von ihnen kann in der Regel in einer anderen Rolle agieren, als ein ordentliches Mitglied, als Vorsitzende der Gruppe oder sein Stellvertreter. Ich wählte die russische, chinesische und indische Gruppe. Die deutsch-russische Parlamentariergruppe im Bundestag steht nach der deutsch-amerikanischen Parlamentariergruppe mit 70 bis 75 Mitgliedern an zweiter Stelle. Wie Sie richtig bemerkt haben, haben Bundestagsabgeordnete viele Aufgaben in Ausschüssen, die Arbeit in den Parlamentariergruppen tritt meist in den Hintergrund. Und hier wird der Erfolg der Gruppe maßgeblich von der Persönlichkeit ihres Vorsitzenden bestimmt, wie aktiv er sich am Prozess beteiligt und entsprechende Veranstaltungen organisiert.

Welche Aufgaben und Prioritäten haben Sie sich bei Ihrem Amtsantritt gesetzt?

In zahlreichen Gesprächen mit meinem russischen Kollegen von der Staatsduma, dem Counterpart der Russischen-Deutschen Parlamentariergruppe für die Beziehungen zum Deutschen Bundestag, Herrn Pavel Zavalny, habe ich Schwerpunkte gesetzt. Unser oberstes Gebot war der Dialog. Wir wollten diejenigen Themen fördern, bei denen unsere Positionen übereinstimmen. Sie müssen verstehen, dass die Deutsch-Russische Parlamentariergruppe wie jede andere Parlamentariergruppe eine Art „Freundschaftsgruppe“ ist. Von außen mag es in der aktuellen Lage etwas befremdlich klingen. Aber eigentlich ist es das nicht. Gerade jetzt, wo es viele politische Differenzen zwischen Russland und Deutschland gibt. Parlamentariergruppen fungieren als Diskussionsplattform, auf der auch komplexe Themen der außenpolitischen Agenda auf einer ganz anderen Ebene diskutiert werden können. Nachdem wir also Prioritäten gesetzt hatten, stimmten Herr Zavalny und ich zu, dass wir unsere gemeinsame Arbeit auf der Basis von Untergruppen aufbauen werden. Das ist, muss ich sagen, zum ersten Mal passiert. Insgesamt gab es sechs Arbeitsgruppen.

Wo fanden die Treffen statt?

Es gab zwei offizielle Treffen. Zuerst besuchte die Delegation der Staatsduma Deutschland, dann besuchten die Bundestagsabgeordneten Russland. Und mit Ausbruch der Pandemie haben wir das Online-Format aktiv genutzt. Insgesamt haben wir rund 20 Veranstaltungen durchgeführt. Wir haben uns auch am Rande verschiedener Foren in beiden Ländern getroffen.

War es schwierig, mit russischen Politikern zu kommunizieren?

Es gab keine Probleme, wir hatten viele Gesprächsthemen. Auch die Sanktionen als solche waren kein großes Hindernis, denn es gibt viele Bereiche der Wirtschaft, in denen Russland und Deutschland erfolgreich zusammenarbeiten. Wenn ein außenpolitisches Thema diskutiert wurde, musste man sehr vorsichtig sein. Natürlich, im Verlauf unserer Diskussionen gab es auch Reibungen, sagen wir, wenn es um das Problem von Herrn Nawalny ging. Wir haben eine spezielle Online-Konferenz im Bundestag in Berlin abgehalten, uns zu diesem Thema ausgetauscht und am Ende einige kritische Momente glätten können. Neben Herrn Zavalny führte auch Herr Vasily Piskarew das Gespräch an, der einen Brief an den Präsidenten des Bundestages, Herrn Schäuble, schickte. Der Brief wurde zunächst ignoriert. In der politischen Praxis ist es in der Regel geläufig, zu antworten. Es spielt keine Rolle, ob es Ihr Gegner ist oder nicht. Und da wir das Fehlen einer Antwort auf den Brief für falsch hielten, bestanden wir darauf.

Daraufhin antwortete Herr Schäuble?

Dann natürlich. In einem persönlichen Gespräch mit mir betonte er, dass ich mit den Herren Zavalny und Piskarew ein richtiges Gespräch führen sollte. Herr Schäuble und ich haben uns dazu ca 1 Stunde lang ausgetauscht. Ich denke, das darauf folgende Treffen in Moskau war ein nützliches Treffen. Ich war nicht gegen die Position der Regierung zu Nawalny. Wir wollten nur Fakten austauschen. Sie können einfach sagen: Hier sind unsere Argumente, und hier sind Ihre. Und seltsamerweise hat es ziemlich gut funktioniert. Ich erinnere mich, wie ich nach gegenseitigen Angriffen während einer der Sitzungen des Petersburger Dialogforums froh war, dass in unserer Parlamentariergruppe alles viel ruhiger lief. In unserer Gruppe tauschten die Parteien Argumente aus und strebten von Anfang an einen Minimalkonsens an, versuchten, einen gemeinsamen Ansprechpartner zu finden. Auch wenn es um ein kleines Detail ging, konnten wir uns austauschen und Misstrauen abbauen.

Ich denke, für die russische Seite, wie auch für uns, war es extrem wichtig, dass wir sagen können, dass wir ehrlich miteinander kommunizierten und dass wir wieder eine Art Vertrauensbasis brauchen. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass unsere Parlamentariergruppe nach der Anzahl der durchgeführten Veranstaltungen die erfolgreichste im Bundestag war. Unsere Treffen mit Kollegen aus der Staatsduma zeichneten sich durch eine gute Kommunikation und gegenseitiges Verständnis aus.

Was war das Schwierigste für Sie?

Ehrlich gesagt habe ich die Sanktionsfrage und das Ukraineproblem zunächst nicht ganz verstanden. Ich stürzte mich zu Beginn meines Mandats in all das, ohne praktische politische Erfahrung und ein funktionierendes Team. Anschließend habe ich gemerkt, wie komplex diese Arbeit ist und wie viel Zeit in sie investiert werden muss. Dies hatte nur wenige Vorteile und ich erinnere mich, dass mir Kollegen, auch aus meiner Partei, gesagt haben: „Arbeiten Sie besser mit uns an anderen Themen, das russische Thema ist nur ein kleiner Teil der Gesamtarbeit.“ Aber, mein Herz ist, wie man sagt, ein bisschen russisch, ein bisschen deutsch. Meine Mutter stammt aus der ehemaligen Tschechoslowakei und hatte sowohl slawische als auch deutsche Wurzeln. Und deshalb ist mir die russische Seele auch nicht ganz fremd.

Also, ich wiederhole, ich habe mich ohne entsprechende Erfahrung in die Arbeit gestürzt, und ich glaube, es hat mir am Ende sogar geholfen: Ich konnte die Situation immer besser verstehen und auch von außen betrachten. Die Schwierigkeit bestand darin, dass es vor meiner Zeit sehr wenig Kommunikation mit der russischen Seite gab. Ich habe auch festgestellt, dass dort die Parteien anders und kollegialer miteinander umgehen, als bei uns. Und es war mir immer wichtig, nach außen hin, eine gemeinsame deutsche Linie zu vertreten und an einer Linie des Minimalkonsens im Dialog, festzuhalten.


Und haben Sie das geschafft?


Die Zusammensetzung der Gruppe war nicht idealerweise harmonisch, aber ideal für diese Legislatur. Die Mitglieder der Gruppe hatten im Grunde zwei unterschiedliche Ansichten zur Russlandpolitik, aber sie alle waren der Meinung: Wir müssen den Dialog mit Moskau auf jeden Fall fortsetzen.

Welche Ergebnisse Ihrer Arbeit halten Sie für die wichtigsten und warum?


Das Wichtigste war, dass wir in schwierigen Zeiten den Dialog aufrechterhalten haben. Außerdem war die Kommunikation sehr effizient. Das bedeutet nicht, dass auf der einen Seite gesprochen und auf der anderen Seite gehandelte wurde. Jeder der Partner präsentierte seine Ansichten zu bestimmten Ereignissen, dann diskutierten wir gemeinsam darüber. Ich glaube, es ist nicht so problematisch verlaufen, wie viele angenommen hatten – die meinten, wir würden nicht mehr miteinander reden. Und auch während der Pandemie wurde in Kaluga eine Konferenz der Partnerstädte abgehalten. Trotz des Anteils von Online-Gespräche und trotz der Abwesenheit von Abgeordneten und Politikern, finde ich, war das Treffen insgesamt ein voller Erfolg. Für viele Einwanderer aus Russland, die hier leben und sich noch immer mit ihrer Heimat verbunden fühlen, finde ich es äußerst wichtig, immer wieder zu betonen, dass der Dialog zwischen den beiden Ländern lebendig gehalten wird. Die deutsche Außenpolitik tut dies aber leider nich nicht immer.


Haben Sie Ihre Eindrücke von Ihren Reisen nach Russland mit Ihren Kollegen geteilt?

Ja, wir haben alles öffentlich gemacht und darüber diskutiert.

Was würden Sie sich für Ihren Nachfolger wünschen?


Ich möchte, dass mein Nachfolger das fortsetzt, was wir noch nicht vollenden konnten, und zwar genau dort, wo wir aufgehört haben. Man sollte Dialog und Konsens anstreben, das heißt im Rahmen der interparlamentarischen Interaktion eine Arbeit leisten, die sich auf die positiven Aspekte konzentriert, die unsere beiden Völker verbinden. Und ich wünsche mir auch, dass sich mein Nachfolger genauso aktiv in diese Tätigkeit einbringt wie ich.“

Interview mit Femida Selimova

Vorprogrammierte Katastrophe

Viel und oft hatte Dr. Robby Schlund die Regierung gewarnt und gemahnt – viel zu oft hat diese vertagt und versagt.

Der vergessene Jahrgang

Nun ist amtlich, was die Schulschließungen angerichtet haben! Als erstes Bundesland hat Hamburg mit mehr als 15 000 Teilnehmern erhoben, wie sich die Corona-Maßnahmen auf den Lern- und Leistungsstand der Kinder ausgewirkt haben.

Das Ergebnis bestätigt, wovor der Gesundheitsexperte der AfD schon vor über einem Jahr warnte: Führte der erste Lockdown noch zu „geringen Rückständen“, hat der zweite (Frühjahr 2021) nun bittere Folgen.

Drittklässler weisen „deutliche Lernrückstände“ auf, „vor allem im Bereich Lesen und Mathematik für Schüler aus bildungsfernen Familien“. Der Anteil lernschwacher Schüler stieg beim Lesen um 11,1 Prozent, bei Schulen in sozialen Brennpunkten gar um 13,6 Prozent. In Mathe stieg der Anteil lernschwacher Schüler um 8,7 bzw. 11,2 Prozent.

Uneinsichtige Politik hat Schaden angerichtet

Gerne argumentieren die Regierungsverantwortlichen mit „nicht absehbaren Risiken“, doch das war und ist falsch. Schon im Frühjahr 2020 kritisierte Dr. Robby Schlund die Schließungen von Kitas und Schulen und verwies auf groß angelegte Studien,
die aufzeigten, dass Kinder unter 10 Jahren fast gar nicht mit dem Virus infiziert werden.
 Doch die Regierung wollte lieber nur die Studie „ihrer“ Experten hören und ignorierte alle Bedenken und wissenschaftlichen Daten. Wie sich schließlich herausstellte, lag man mit der Corona-Studie komplett daneben.

Doch die Bundesregierung ignorierte dies und machte den gleichen Fehler ein zweites mal. Wieder die Schulen zu. Wieder „Distanzunterricht“. Wieder keinen Plan? Oder wollte man sich nicht eingestehen, dass andere Recht behalten sollten?

Nach Angaben des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD) wurden zehntausende Schulanfänger des Schuljahres 2020/2021 ohne Schuleingangsuntersuchung eingeschult. Corona-Testungen, Nachforschungen, Telefondienste und Reiserückkehrer – für unsere Kinder blieb da keine Zeit.

Bei vielen Kindern wurde so ein möglicher Förderbedarf nicht erkannt. Die Auswirkungen bekommen nun Lehrer, Eltern und vor allem die betroffenen Kinder bitter zu spüren.

Frühzeitige Warnungen in den Wind geschlagen

Die ganze Lockdown-Politik ruhte auf dem Inzidenzwert. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung war zu diesem Zeitpunkt bereits nachhaltig geschädigt. Nach der Kritik an intransparenten, nächtlichen (Online-)Hinterzimmergesprächen, musste schließlich auch die Bewertung der Pandemie-Lage mehr Transparenz erfahren. Dass es genau hier ein grundlegendes Problem gibt, davor warnte Dr. Robby Schlund schon Mitte 2020 – und wurde dafür ausgelacht.

Dass das Festmachen von Maßnahmen allein an Inzidenzen ungeeignet ist, um die Pandemielage abzubilden, hat die Regierung nach langem zaudern und hinhalten letztendlich doch eingestehen müssen – und sich vom Kriterium „Inzidenzwert“ verabschiedet. Hätten die Verantwortlichen hier Größe bewiesen und frühzeitig auf die Warnungen gehört, wäre ALLEN sehr viel Leid erspart geblieben.

Die Sache mit dem Piks

Es ist nach wie vor DAS Thema überhaupt. Die Impfung. Wohl kaum Jemand kommt im Alltag um diese Gespräche herum – ob aktiv angestoßen oder passiv drauf angesprochen.

Es ist aber auch DAS Thema, welches die Gesellschaft spaltet, wie kein anderes. Viele fragen sich, „soll ich mich impfen lassen oder lieber noch nicht“. Doch was soll denn der Beweggrund sein, sich einen Impfstoff verabreichen zu lassen? Für einige genügt schon eine gratis Bratwurst. Angst vor dem Verlust von Grundrechten und Freiheit hätte es nie sein dürfen und doch ist es für viele genau DER Grund, sich den Piks geben zu lassen.

Genau davor hatte Dr. Robby Schlund stets gewarnt, denn Zwangsmaßnahmen haben schon in der Vergangenheit für Schwierigkeiten und Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Aufklärung und organisatorische Verbesserungen müssen erfolgen, statt jedem einen Impfzwang, ob direkt oder indirekt, aufzuerlegen.

Maßnahmen, die freiwilliges Handeln fördern, sind sinnvoller als Zwänge und Bußgelder. Es muss an die Vernunft der Bevölkerung appelliert werden und das Impfsystem transparenter gestaltet werden, damit die Bürgerinnen und Bürger Vertrauen fassen können. Nichts davon hat die Bundesregierung getan – und somit den letzten Rest Vertrauen in der Bevölkerung verloren.

Und was kommt jetzt?

Sturheit und ideologisch geprägtes Handeln, Ignoranz und Schwerfälligkeit, Kurzsichtigkeit und Duckmäusertum – so präsentierte sich die noch amtierende Regierung. Die Flutkatastrophe, außenpolitisches Versagen und das Afghanistan-Debakel waren sich wiederholende Ergebnisse dieser Haltung.

Doch was kommt als nächstes? Der selbsternannte Merkel-Erbe Olaf Scholz, bei dem die Raute sitzt und die Erinnerungen fehlen? Oder Annalena Baerbock, die „Frau Guttenberg des Sachbuchs“, wie Plagiatsjäger Stefan Weber sie kürzlich nannte?

In knapp zwei Wochen, am 26.09.2021, wählt das Volk seiner Vertreter. Man kann nur hoffen, dass allen gewählten die Verantwortung ihres Handeln bewusst ist oder spätestens am Wahlabend wird.

Unsere Völker verbindet mehr, als uns trennt

Vom 23. bis 24. August fand in Berlin die 15. Berichtswahlkonferenz des Gesamtdeutschen Koordinierungsrates der russischen Landsleute statt. 

100 Delegierte von Verbänden der russischsprachigen Diaspora aus allen Bundesländern kamen zu dem zweitägigen Forum im Gebäude des Russischen Hauses der Wissenschaft und Kultur zusammen.

Dr. Robby Schlund würdigte in seiner Rede die Beiträge der Diaspora zur Stärkung des gegenseitigen Verständnisses zwischen den Völkern Russlands und Deutschlands, die konsequente Stärkung der Positionen der russischen Sprache und der russischen Kultur in Deutschland.

Sehr geehrter Herr Botschafter, sehr geehrte Frau Yurchenko, sehr geehrter Herr Isvolskij, werte Kollegen und liebe Anwesende!

Es ist mir eine besondere große Ehre, heute hier bei Ihnen, und vor allem mit Ihnen, sein zu dürfen, denn es verbindet Russland und Deutschland viel viel mehr, als manche glauben mögen.

In meinem Heimat Thüringen und auch in Sachsen ist die Verbundenheit mit dem russischen Volk und den russischsprachigen Landsleuten nach wie vor sehr groß und eine gelebte Herzenssache. Als Kind wuchs ich in Thüringen, in Gera, in der ehemaligen DDR auf und der Kontakt mit russischer und sowjetischer Kultur, der russischen Sprache und den sowjetischen Menschen gehörten zu unserem Leben einfach dazu, wie das Brot und Salz, das uns immer als Zeichen der Freundschaft und Offenheit überreicht wurde und einen kleinen Blick in das große Herz und die tiefe russische Seele schenkte. Wir lernten die russische Sprache und in der Sowjetunion lernte man Deutsch. Wir fühlten dadurch unsere Wurzeln und die damit verbundenen Gemeinsamkeiten und Stärken.

Aber schauen wir weiter in die Geschichte von Thüringen zurück, so wird uns schnell klar, das Weimar heute nicht die Kulturhauptstadt mit Goethe und Schiller wäre, wenn es nicht die Zarentochter Maria-Pawlowna-Romanova aus Sankt-Petersburg gegeben hätte, die den Erbprinzen Carl August 1804 heiratete und damit das verarmte Herzogtum Sachsen-Weimar in den Mittelpunkt Deutschlands rückte. Mit Warmherzigkeit, Liebe und sozialem Bewusstsein schenkte sie Thüringen ein bisschen dieser russischen Seele. Sie wurde von den Weimarern liebevoll „Engel der Armen, Kranken und Waisen“ genannt. Sie war nicht nur ein gelebtes Stück Russland in Deutschland, sondern auch eine enorme Bereicherung für unsere Kultur und Politik der damaligen Zeit.

Marias Intelligenz, ihr Fleiß und soziales Engagement trug dazu bei, Thüringen weiterzuentwickeln wie es heute ist, vor allem kulturhistorisch. Diese beherzte junge Frau, verheiratet nach Deutschland, steht stellvertretend für jeden von Ihnen, die aus welchen Gründen auch immer, ihre geliebte Heimat verlassen und bei uns in Deutschland ein neues Leben begonnen haben.

Ca. 2 Millionen russischsprachiger Landsleute in Deutschland tragen heute in entscheidendem Maße am Bruttoinlandsprodukt bei und bereichern unserer Leben und unsere Kultur. Wir finden sie in den Chefetagen, als Selbständige, in den sozialen und medizinischen Berufen, in den Betrieben, in der Landwirtschaft, als Eheleute. Sie werden von allen als freundlich, mitfühlend und fleißig beschrieben.

Ihr, liebe russischsprachigen Landsleute, seid aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Dafür möchte ich Euch an dieser Stelle einfach einmal, von ganzem Herzen Danke sagen, denn ich weiß, dass wir Deutschen das manchmal vergessen, es als selbstverständlich ansehen.

Aber es ist eben keine Selbstverständlichkeit. Wir denken zu wenig darüber nach, was es heisst, seine Heimat zu verlassen oder verlassen zu müssen, die man doch über alles so liebt. Wir Deutsche haben in den letzen Jahren manchmal selbst vergessen, was Heimat eigentlich bedeutet. Heimat bedeutet nicht nur, dort wo uns Mutter geboren hat, sondern vor allem Herzblut, Gefühle und Emotionen. Heimat ist unser Wesen und auch das gesprochene Wort, unsere Muttersprache. Deshalb ist es auch wichtig, dass sie die russische neben der deutschen Sprache pflegen und weitergeben.

Ich persönlich würde mir sehr wünschen, wenn in der Deutschen Politik, die Sorgen, Wünsche und Nöte der russischen Diaspora genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt würden, wie den englischsprachigen oder anderen. Ich würde mir wünschen, dass man im Umgang mit Russland wieder zu einem konstruktiven und pragmatischen Dialog zurückfindet, denn es gibt weit wichtigere Dinge zwischen unseren Völkern, als ideologische Besserwisserei und Bevormundung. Denn diese, das hat die jüngere Geschichte uns gezeigt, kann schnell zu unheilvollen und schrecklichen Ereignissen führen, die letztendlich in Kriegen endeten. Die Leidtragenden dieser Tragödien waren und sind immer die einfachen Menschen. Väter und Mütter starben, Familien zerrissen, Freundschaften zerbrachen und entsetzliches Leid wurde entfesselt.

Als Vater eines deutsch-russischen Kindes, werde ich mich immer und immer wieder dafür einsetzen, dass es niemals wieder zu einem Krieg zwischen unseren Völkern kommt. Ich werde mich einsetzen, dass immer der Dialog vor Sanktionen steht und dass die gemeinsamen bleibenden Wege und Werte aus der Vergangenheit, zur Richtschnur unseres Handelns werden, denn nur diese Werte sind zukunftsfähig und belastbar. Sie sind sozusagen der Wertekanon, wo unsere beiden Kulturen eine gemeinsame Heimat, einen gemeinsamen Hafen finden können, ob hier in Deutschland oder in Russland, bzw. den ehemaligen Sowjetstaaten.

Denn eins weiß ich genau, unsere Völker verbindet mehr als dass uns trennt.

„Auswirkungen von Sanktionen und Dialog in einer multipolaren Welt“ – Zweiter Besuch in Russlands größter Universität (MGU)

Gestern besuchte ich die Lomonossow Moscow State University (MGU). Es war mein zweiter Besuch der größten staatlichen Universität Russlands und ich hatte die Ehre, eine Vorlesung vor den besten internationalen Studenten der MGU zu halten.

Hochkonzentriert und mit äußerster Neugier folgten die rund 150 internationalen Studenten im Hörsaal der politologischen Fakultät meinen Ausführungen zu Zusammenhang und Auswirkungen von Sanktionen und Dialog in einer multipolaren Welt.

So sind vertikale Beziehungen zwischen Politik und Wirtschaft zwischen unseren Ländern der Schlüssel zum Dialog. Regionale Vernetzung, Energiesicherheit und Völkerverständigung spielen eine tragende Rolle in einer multipolaren Welt. Auch die aktuelle Sanktionspolitik auf beiden Seiten, gilt es zu überprüfen, da sie sich negativ auf das Wohl der Bevölkerung der beiden Länder auswirkt. Die Sanktionspolitik führt immer zu Konflikten, Diskrepanzen und verstärken Feindseligkeiten bis hin zum Krieg. Dies wurde an Beispielen des Iraks und aktuell auch am Iran deutlich gemacht. Deshalb sind Sanktionen welcher Art auch immer niemals eine Option.

Das Interesse der Studenten, insbesondere an der AfD, war so enorm, dass die anschließende Fragerunde nicht genügend Zeit bot, um alle Fragen zu beantworten. Ich habe mich verpflichtet, alle noch offenen Fragen an die Experten unsere Fraktion weiterzuleiten und zu beantworten.

Nach der Vorlesung führte ich ein sehr interessantes Gespräch mit dem stellvertretenden Rektor für internationale Beziehungen, Professor Yuri A. Mazei.

Da die Universität mit ihren 41 Fakultäten sehr groß ist, konnte ich bei meinen letzten Besuch nur einen kleinen Teil besichtigen. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, weitere Eindrücke zu sammeln und bekam Zutritt zu mir noch unbekannten Abschnitten, samt atemberaubenden Überblick über Moskau.

Das Kollegium der Lomonossow Moscow State University war sehr zuvorkommend und Herr Anton Kompleev, stellvertretender Dekan für internationale Beziehungen, verabschiedete mich mit einem freundlichen Geschenk. Ich bin zuversichtlich, dass sich unsere Zusammenarbeit intensivieren wird und wir gemeinsame Lösungen für die Anforderungen der Welt von morgen erarbeiten können.

Tula State University – Zusammenarbeit für bessere medizinische Versorgung fördern

Ich besuchte heute das Medizinische Institut der Tula State University in der zentralrussischen Stadt Tula. Die Universität wurde 1930 gegründet und zählt rund 9.900 Studenten aus 50 Ländern.

Ziel meines Besuches war es, Kontakte zu russischen Spezialisten für die gemeinsame Durchführung von Forschungsarbeiten zu knüpfen. Mit Herrn Prof. Dr. Alexander Agubechirovich Khadartsev führte ich diesbezüglich interessante Gespräche.


Beim anschließenden Besuch im Medical Clinical Center, eine Einrichtung, welche sich mit Bildungs- und Forschungsaktivitäten befasst, zeigte mir die stellvertretende Direktorin, Frau Ksenia Yurievna Kitanina, im Rahmen eines Rundgangs die Einrichtung.
Die Studenten des Medizinischen Instituts absolvieren im Medical Clinical Center ihr fünftes und sechstes Studienjahr im Rahmen der klinisch-praktischen Ausbildung. Mir wurden verschiedene medizinischen Geräte und Apparate gezeigt, sogar ein Sehtest wurde mit mir in der Augenklinik durchgeführt.

Anschließend traf ich mich mit dem Dekan der medizinischen Fakultät der TSU, Herr Alexander Agubechirovich Khadartsev und dem stellvertretenden Rektor, Herr Michail Sergeevich Vorotilin. Sie sprachen sich für eine intensivere Zusammenarbeit im Bereich der Forschung und Entwicklung aus und legten hierbei besonderen Wert auf unsere Hochschulen in Thüringen, insbesondere in Ostthüringen. Herr Alexander Agubechirovich Khadartsev schlug vor, gemeinsam die beiden Projekte für die Organisation der primären Gesundheitsversorgung und Erforschung der Mikrozirkulation in Geweben im Zusammenhang zu implementieren.

“Die Probleme der deutschen und russischen Gesundheitsversorgung sind ähnlich, insbesondere im ländlichen Raum, was die zukünftige Versorgung mit Fachärzten betrifft.”, gab ich zu verstehen. Mein Ziel ist es, neue Konzepte zu entwickeln, um unseren Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland effizientere ambulante Versorgungen zu ermöglichen. Die Erfahrungen der russischen Kollegen sind hierbei sehr hilfreich.

Mit meinen Gesprächspartnern einigte ich mich darauf, einen Entwurf für eine Vereinbarung über die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der Tula State University zu erarbeiten.

Abschließend hielt ich vor den Studentinnen und Studenten der Tula State University eine Vorlesung zum Thema „Prävention, Adaptive Therapie und funktionelle Medizin – Forschung und Entwicklung der Medizin in einer modernen Gesellschaft“, berichtete über die Komplexität von Biosystemen sowie über Kapillarmikroskopie und informierte im zweiten Teil meiner Vorlesung über Reformmöglichkeiten des deutschen Gesundheitssystems, um es für die Anforderungen der Zukunft fit zu machen. Hierzu stellte ich die Entwürfe des AK Gesundheit der AfD Fraktion vor und überbrachte Grüße unseres AK-Leiters, Herrn Professor Gehrke.

Die Arbeit der AfD Fraktion wird im Ausland sehr positiv beurteilt und mit Interesse beobachtet. Es wurde darauf hingewiesen, die Arbeit noch stärker in Englisch und weiteren Sprachen zu veröffentlichen, um den objektiven Informationsfluss an die jungen Studierenden zu verbessern.

Ihr,
Dr. Robby Schlund

„Russian Seasons“ – Russlands beste Künstler in Deutschland

Im Rahmen der Eröffnung der Russian Season 2019 in Deutschland mit der Tschaikowsky-Oper „Jolanta“ in der Berliner Philharmonie, geht ein Abend der Superlative zu Ende.

Die „Russischen Spielzeiten“ fanden ihren Anfang vor zwei Jahren in Japan. Dieses Kulturfestival ist eine gute Möglichkeit, den interkulturellen Austausch mit dem Ausland zu fördern.

Russland bietet hierfür das ganze Arsenal seiner Künstler und Kultureinrichtungen auf, die zum Teil Weltgeltung besitzen. Vorneweg die lebende Legende der heutigen russischen Kulturszene, Valery Gergiev, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Mariinsky-Theaters in Sankt Petersburg.

Statement von Dr. Robby Schlund im russischem TV-Sender NTV (ab 1:55)

Valery Gergiev eröffnete die Saison mit einem musikalischen Feuerwerk und es war mir eine besondere Ehre Herrn Gergiev persönlich kennenzulernen.

Ihr
Dr. Robby Schlund